So Ihr Lieben, ich nutze den heutigen Feiertag (Memorial Day) um mal ein Update zu geben. Die Tatsache, dass wir nicht so oft schreiben, hat zumeist damit zu tun, dass nichts wirklich spannendes passiert. Letzte Woche haben wir aber unseren ersten größeren Trip unternommen. Pünktlich zu unserem Hochzeitstag haben wir Illinois verlassen und sind mit den Fahrrädern nach Indiana gefahren…
Der amerikanischen Meinung nach sind Fahrräder eher nur für kurze Strecken geeignet. Tatsachen wie ein Fahrradkorb zum Blumen transportieren oder eine längere Tagestour finden sie sehr verwunderlich – wie, da wart ihr ohne Auto?
Naja, bis nach Indiana Dunes waren es immerhin stolze 94 km. Aber der Mittlere Westen ist ja ziemlich flach und erstaunlicher Weise gibt es zahlreiche, wenig genutze Fahrradwege. Am Freitag morgen los ging es über Süd-Chicago (da, wo es gefährlich ist), über Wohngebiete, Wälder, Oak-Savanne und Prärie (relativ unspektakulär, aber es gibt Streifenhörnchen) auf die andere Seite des Sees.
In Beverly Shores angekommen, waren wir müde aber auch stolz, so weit gekommen zu sein. Navi sei Dank. Der letzte Fahrradweg war leider ein Sumpf, so dass wir kurz vor dem Ziel noch ein bisschen nass und matschig wurden, bevor wir einfach auf der Interstate fuhren. Insgesamt kann man Radfahren in den USA wirklich empfehlen. ??? Streifenhörnchen sind übrigens suizidiär veranlagt, eins hat sich Knut vors Fahrrad geworfen!
In Beverly Shores hatten wir eine kleine Wohnung, in der in den 70ern die Zeit stehen geblieben ist, gemietet. Mitten im Wald, weit weg von allem und wunderbar ruhig. Zum ersten Mal konnten wir keine Autos und Flugzeuge mehr hören. Und Internet und Handynetz gab es auch nicht (sehr zum Leidwesen von Knut), dafür haben wir viele Tiere gesichtet: Weisswedelhirsche, Otter, Fuchs (? Oder Wolf – immer noch nicht sicher), natürlich Eichhörnchen… und viele neue Vögel!
Am nächsten Tag ging es dann in den State Park zum Wandern. ????Der Park hat super schöne, große Sanddünen, auf die man klettern darf, Wald und Sumpf. Für Fahrradfahrer war der Eintritt auch ganz billig.
Dafür, dass es echt toll ist, gibt es kaum touristische Infrastruktur. Ein Diner an der Strasse, ne Tankstelle, ein Campingladen – das wars. Keine Hotels, nur einige Ferienhäuser von Leuten mit zuviel Geld. Mein perfektes Haus habe ich auch schon entdeckt: Direkt am Strand, wo man abend wunderschöne Sonnenuntergänge beobachten kann mit der Skyline von Chicago am Horizont.
Zurück ging’s dann mit der Bahn, die erstaunlich gut auf Fahrradfahrer vorbereitet war. Unser Vermieter (ich hatte über airbnb gebucht), schrieb mir anschliessend, wir dürften gerne wieder kommen, aber sollten doch das nächste Mal den Zug nehmen, mit dem Fahrrad sei das doch viel zu anstrengend 😉
Ansonsten ist es bei uns jetzt schon ziemlich warm (tagsüber 26°, nachts 20 ° C), so dass ich die meiste Freizeit in meinem neuen Wohnzimmer verbringe. Ich habe ordentlich in den Porch-Ausbau investiet und jetzt ist es richtig gemütlich…
Ich habe mit den Nachbarn ein kleines Wettrüsten begonnen: wer kann die meisten Blumen haben… Oder wie Knut es sagt, den unendlichen Kreislauf aus… Nicht genügend Blumen … nicht genügend Töpfe … Nicht genügend Erde… Naja, von meiner Balkoncouch aus, kann ich dann nicht nur meine Blumen beobachten, sondern auch meine Eichhörnchen und Vögel. Das hilft auch mal über eine schlechte Hausarbeit hinweg.
Seit einer Woche habe ich auch regelmässige Gäste… Kolibris! Ich habe einen Futterspender und die Kleinen kommen regelmässig vorbei…
So sehen die aus! Das Bild ist nicht von mir, aber ich habe die gleichen Petunien und den gleichen Kolibri!!! Ich bin nur zu langsam, um ihn zu fotographieren! So, jetzt mache ich mal Schluss, wir wollen noch an den See und anschliessend was essen. Und morgen ruft die Arbeit wieder.