post

Herbst, Fahrräder und viel Arbeit…

image

Der Herbst ist bei uns eingezogen. Es ist deutlich kühler, aber die Sonne scheint viel (nein es schneit noch nicht – das war in Münster!!! ❄️) Meistens sehe ich den Sonnenschein jedoch nur von innen, da wirklich viel zu tun ist. Unterrichten, Forschen, keine Verwaltung (!), dafür viele Vorträge, Sitzungen und Empfänge (häufig auch am Wochenende). Das schönste Erlebnis letzte Woche war, dass meine Studis mir zum ersten Mal Kekse gebacken haben – natürlich mit Pumpkin Spice. Sie scheinen sich wohl zu fühlen. 🙂 Dadurch, dass ich sie zweimal die Woche sehe, machen sie auch gute Fortschritte!

Ich habe herausgefunden, dass unser inoffizielles Motto „no football, no fieldtrips -where fun comes to die!“ Ist. Das mit den Field Trips muss geändert werden 😉

Falls wir Zeit haben, geniessen wir das Wetter und fahren mit den Fahrrädern am See entlang. Ich poste mal ein Bild von meinem Fahrrad, ja es ist pink und schnell! Lampen oder so anderen Sicherheitskram braucht man in den USA nicht, dafür haben wir extra Diebstahlschutzschrauben. Weil Vorderrad oder Sattel klauen ist hier beliebt!

image

Am See lang flitzen macht Spass! Der Weg da ist unsere Fahrradautobahn… Führt von Hyde Park nach Downtown und noch weiter nach Norden und ist 30 km lang!

imageimage

Aber ich hatte ja versprochen, jede Woche etwas kurioses zu berichten; diese Woche: Werbung. Wer jetzt erwartet, dass ich mich über amerikanische Werbung lustig mache, liegt falsch. Ich mache mich nur über Medikamentenwerbung lustig: Im Fernsehen laufen regelmässig Spots für verschreibungspflichtige Mittel: das läuft dann so ab: „ich habe Depression, aber da hat mir X geholfen…“ So weit so gut, dann kommt es „x kann bei Kindern zu Selbstmordgedanken führen, bei Einnahme mit y zu Bluthochdruck und Herzinfakt. Fragen sie ihren Arzt, wenn sie Kopfschmerzen bekommen, Sehstörungen, Herzprobleme oder ihre Beschwerden schlimmer werden. Ach ja, mir hat x ausgezeichnet geholfen.“

Anders gesagt, „Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie ihren Arzt oder Apotheker!“ wird hier zu „Wir lesen Ihnen den Beipackzettel vor und wenn Sie unser Produkt dann trotzdem kaufen, sind Sie selber schuld. Es ist übrigens sehr, sehr gut.“ Das nenne ich Werbung…

image

Ok, und es Halloween… Aber davon bald!

post

Unterricht und Ungewöhnliches

Ihr Lieben, hinter mir liegt eine echt anstrengende Woche. Ich hatte mich erkältet und hab dann die ganze Woche mehr krank als gesund unterrichten. Daher konnte ich heute trotz super Sonnenschein nicht mein neues Fahrrad ausprobieren, also werde ich davon später berichten. Auch bei uns ist es nun schon herbstlicher. Wir hatten einen ersten Herbststurm (siehe Photo), meistens ist es aber Sonnig und warm.

imageimage

Ich habe mir vorgenommen, nun auch immer von ungewöhnlichen und kuriosen Sachen zu berichten.

So vom Geschmack des Herbsts: In den USA schmeckt der Herbst nach Pumpkin Spice. Wer schon einmal einen Pumpkin Spice Latte bei Starbucks getrunken hat, der weiß, was ich  meine. Das Gewürz lässt sich am besten mit Spekulatiusgewürz vergleichen und man kann alles damit besser machen. Für mich schmeckt also der Herbst nach Weihnachten. Ich muss zugeben, dass ich total auf Oreo mit PS stehe…naja und auf PS Flatwhite und PS Brot und PS Tee… Und PS-Duftkerzen habe ich auch…

Die zweite wichtige Sache, ist der Mittelname. Es ist absolut üblich einen zweiten Vornamen zu haben. Dieser wird stehts auf eine Initalie abgekürzt. Und das ganze ist so üblich, dass Knut ein Onlineformular nicht ausfüllen konnte, weil er keinen Mittelnamen hatte. Ich bin nun mit Knut D. Boehmer verheiratet. Wofür D. steht, soll er selbst verraten…

Die letzte Kuriosität ist weniger lustig, eher ein bisschen nervig. Ich nenne es „Die Kuh auf der Straße“:
Da steht ne Kuh auf der Straße, der Verkehr staut sich, alle sind genervt. Aber statt die Kuh runter zu holen, verwendet man alle gemeinsame Anstrengung, um einen neue Strasse um die Kuh herum zu bauen. Ist die neue Strasse dann fertig, congratulations, we did it!!! Das ist im Alltag manchmal wirklich anstrengend! ?

image

Nun zum Unterricht! Hier seht ihr meinen Tisch an dem ich meine vier Sumerischstudenten quäle. Ich koche ihnen Tee und spüle die Tassen selbst ab! ? Und Gudea überwacht sie. Da ich zwei mal in der Woche 80 min Sumerisch habe, ist das sehr intensiv! Aber es macht in einer so kleinen  Gruppe viel Spaß.

Literatur Mesopotamiens ist auch zwei Mal die Woche für 80 min. Dort habe ich 18 Studenten, die meisten nicht aus der Altorientalistik. Die Studenten sind sehr fleißig. Sie lesen zu jeder Sitzung viel Textmaterial und diskutieren dann intelligent und interessiert. Für mich ist es ziemlich überraschend, dass sich zum Beispiel jemand von der Business School (BWL) so in einem Kurs reinhängt.

Die Ansprüche sind hoch. Neben der Vorbereitung macht jeder Student ein Kurzreferat. Es gibt in den 10 Wochen zwei Klausuren für alle und drei Tage nach der letzten Klausur muss eine Hausarbeit über 10 Seiten abgegeben werden. (Ich muss natülich alles, auch die Hausarbeiten, innerhalb von drei Tagen korrigieren?)

Die meisten Studenten besuchen (nur) 3-4 Kurse pro Vierteljahr. Aber da alle Kurse zwei bis dreimal wöchentlich stattfinden, ist das trotzdem sehr anstrengend…

So, das wars von mir… Vielleicht kann ich mal Knut zu einem Bericht bringen!

post

Der Alltag beginnt

ich sitze ausnahmsweise nicht auf der Porch, sondern in unserem gerade fertiggestellten Wohnzimmer.

Ja wir haben einen Kamin, Weihnachten kann also kommen. Draußen stürmt es gerade. Vermutlich wird es nun Herbst, nachdem die letzten Wochen noch sommerlich warm waren. Wir hatten aber leider kaum Zeit das gute Wetter zu genießen, da ziemlich viel Arbeit anstand. Knut hat den Basisausbau der Wohnung vorangetrieben und er ist nun wirklich fast vollendet und es ist richtig gemütlich.

Ich habe mich um den Büroausbau gekümmert. Da Resultat kann sich glaub ich sehen lassen:

image

Nein, es ist nicht wirklich so groß. Das liegt am Panoramaeffekt ? Ich genieße es, nun einen Teil meiner Bücher um mich zu haben. Zum Arbeiten ist das dringend notwendig, weil man keine Bücher aus der Bibliothek nehmen darf. Ist nämlich ne Präsenzbibliothek!!!! Und nach 18 Uhr darf man dort nicht mehr arbeiten und das gilt für alle. Nach anfänglichem Zögern muss ich sagen, dass ich das zu schätzen weiß, alles was man braucht ist da!

Knut ist auch froh, dass er nun keine Bücher mehr ins OI bringen muss:

image Der Arme musste 9x mit Kisten und Sackkarre los und Bücher durch die Gegend rollen. Wir wurden verdächtigt, in das OI einziehen zu wollen. Es war nämlich MOve-In-Day – der Tag, an dem die Studenten in ihre Dorms ziehen. Naja und ich bin halt ins OI eingezogen, passt ja. Bin letzte Woche eh mehrmals für ein Erstsemster gehalten worden.

Heute war dann mein erster Unterrichtstag. Ich denke, ich berichte mal Ende der Woche, wie es so läuft. Ich habe nämlich alle Kurse zwei Mal die Woche, also Dienstags und Donnerstags. Ich sehe also meine Studenten voll oft!

Von Knut gibt es auch Neuigkeiten. Bei ihm ging alles ganz fix. Er hat seine Arbeitserlaubnis bereits und darf am Donnerstag anfangen. Aber davon wird er sicher selber berichten!

Ich hänge noch ein Foto vom Strand an…

image

Und für alle, die da nicht neidisch werden? Hier kommt ein Foto von unserem Aufzug im OI. Und ja, er funktioniert!!!

image

post

So viele Pakete

Dass es letzte Woche hier stiller geworden ist, hat vor allem eines zu bedeuten: wir haben mehr Arbeit: Nach einer langen Wartezeit ist am Dienstag dann mein verspätetes Geburtstagsgeschenk in Form des Containers eingetroffen.

image

Natürlich war der Truck zu groß für die Backalley… Zur Erklärung: Die meisten Häuser liegen an zwei Strassen, vorne eine Alley und hinten eine weitere kleine Versorgungsstrasse, wo z.B. Mülltonnen und Garagen stehen. Oder anders gesagt vorne hui und hinten pfui?

Also musste alle Kisten dann in einen kleineren Truck ungeladen und dann die Backporch hochgetragen werden. Dabei verwandelte sich der Garten in eine kleine Kistenschlange…

image

Nun sieht es bei uns in der Wohnung endlich wieder nach einem ganz normalen Umzug aus. Die Reale füllten sich leider sehr schnell, daher waren wir heute noch mal bei Ikea. Die Lieferung kommt dann morgen (am Sonntagmorgen!!!?). Und dann wird das Chaos hoffentlich wieder kleiner.

image

Übrigens ist trotz langem Transport erstaunlich wenig kaputt gegangen. Bobby erfreut sich bester Gesundheit und sucht nun einen sichern Standort… Nur einen hat es überraschenderweise erwischt: Gudea hat seinen Kopf verloren. Das ist doch noch nie passiert.

image

Falls ich morgen noch Energie habe, schreibe ich noch einen kleinen Bericht, wie die Bücher ins OI kommen…

post

Warten, warten und warten…

Mittwoch hatten wir unsere medizinische Untersuchung für die Greencard. Grösse, Gewicht, Blutdruck und Sehschärfe (mit Kontaktlinsen hatte ich 20/20 – Knut meint, das sei Betrug ?) wurden überprüft. Blut abgenommen, um zu testen, ob wir Syphillis oder Tuberkulose haben und schließlich wurden wir nochmal gegen Mars-Mumps und Röteln geimpft, weil das nur auf Deutsch in unserem Impfpass eingetragen war -Impfgegner nehmt das!!! Jetzt warten wir auf die Ergebnisse der Untersuchung und auf meinen ersten Pay-stub (Gehaltsabrechnung) dann kann es endlich weitergehen.

Ausserdem warten wir auf meine SSN, damit ich endlich eine Krankenversicherung bekommen kann.

Und wir warten auf den Container. Stimmt da war doch was. So langsam bin ich ein bisschen genervt, da ich seit über 6 Wochen die gleichen paar Klamotten anziehen muss, wir jeden Tag aus den gleichen zwei Schüsseln essen und vor dem Fernseher auf dem Boden sitzen, weil die Couch beim Zoll festhängt.

Dumm ist, das jeder Tag, an dem der Container herumhängt uns Geld kostet… Wenn der Container nicht bald kommt, brauch ich nen Grumpycat-Coffee

image

Naja, es gibt auch positives zu berichten. Mein Büro ist inzwischen gestrichen und der Ausblick ist fantastisch. Bei Regen und bei Sonne.


image image

 

Heute hat der Blitz in den Turm eingeschlagen … Bei Sonnenschein kann man wunderschön draussen auf dem Campus sitzen und lesen

image

(Ich lese Gilgamesh – englische Übersetzung von George, die micht so gut ist, wie die von Stefan Maul, aber die Studenten hier können nur Englisch lesen). So jetzt mache ich mal Schluss. Knut möchte noch Fernsehen… Oh wie ich die Couch vermisse… Schnell das Bettzeug ins Wohnzimmer tragen !

 

post

Old and new

Ich sitze schon wieder auf der Porch (ist kein Balkon, weil eine Treppe vorhanden ist) und muss sagen, dass Eichhörnchen und Zikkaden eine lustige Kombination bilden. Wenn sich die Eichhörnchen den Zikkaden nähern, machen die einen Lärm, der in Lautstärke und Tonfolge einer amerikanischen Krankenwagensirene entspricht. Da kommt nichts gegen an.

Aber eigentlich wollte ich euch von meinen ersten zwei Tagen im Oriental Intitute berichten. Momentan ist es da sehr ruhig, weil sehr warm und noch Sommerpause. So kann ich in Ruhe einziehen und mein Büro einrichten. Ich wohne im dritten Stock und so sieht es aus:

image

Ok, so sah es aus bevor ich kam und Chaos und Pink verursachte… Jetzt sieht es schon wohnlicher aus… Und chaotischer.

image

Ich habe einen super Ausblick in den Hof und Südsonne. Der Vorbesitzer – ein Texaner – ist ausgezogen, weil es ihm zu heiss war? Also genau richtig für mich.

image

Ich habe natürlich auch eine Klimaanlage, aber die ist furchtbar alt und daher sehr laut. Wobei wir bein Thema wären: Alt und neu… Alt ist etwas, was man eigentlich nicht mit Amerika verbindet. In Münster war nichts in meinem Büro – naja mit Ausnahme von mir und ein paar Büchern – älter als 10 Jahre. In meinem neuen Büro ist nichts, mit Ausnahme von mir und ein paar Büchern, jünger als 50 Jahre. Ihr könnt euch vorstellen, dass ich das eigentlich ganz charmant finde. Mein liebstes Ding neben meinen uralt Fensterscheiben ist dieses Thermostat… Ich sage nur Steampunky…

image

Manchmal hat der Charme von alt aber auch seine Grenzen. In unserer Wohnung sind überall die Doppelverglasungen so alt, dass die Versiegelung aufgebrochen ist und daher sich Kalk und Dreck im Inneren ansammeln. Kommentar des Vermieters: „Die sind halt alt…“

Ok, und manchmal bekommt man etwas Neues… Einen Türstopper für das Büro zum Beispiel und der sieht dann genauso alt aus, wie die alten Dinge.

Dagegen bin ich sehr froh, dass unsere Bibliothek und auch die Regenstein-Libary (sowas wie die ULB, nur dass die auch jedes assyriologische Buch nochmal haben) sehr altmodisch sortiert sind, so dass man leicht etwas findet. Und bei dieser Atmosphäre, möchte man eigentlich gar nicht im Büro arbeiten.

Das war mein kleiner Beitrag für heute. Ich muss mich jetzt den Greencardpapieren widmen, die Knut liebevoll abwechselnd auf blauen und weißen Papier ausgedruckt hat. Ich denke mal, Knut wird den nächsten Beitrag schreiben, denn er hat auch Grosses zu berichten!

Grüsse aus dem Baumhaus

Die erste Woche in Chicago ist schon rum und es ist rasend schnell gegangen. Möbel wollen aufgebaut werden, Konten für Telefon, Gas und Strom müssen eröffnet werden und so weiter… Jetzt, am Sonntag, sitze ich auf der Porch – auf dem Boden, weil die Gartenmöbel wie alles andere noch vom Zoll festgehalten werden – und blicke ins Grüne… 
image

Im Baum springen die Eichhörnchen herum und ich habe einen roten Kardinal gesichtet?. Die letzten Tage waren anstrengend, aber auch vielversprechend. Wir haben viel geschafft, ein Grossteil der Möbel – bis auf 9 Billyregale ? – stehen schon und es ist Zeit, euch den ersten Raum unserer Wohnung vorzustellen. Das Schlafzimmer…

Da wir nicht auf dem Boden schlafen wollten, hatte das Bett eine große Priorität. Unser Schlafraum ist der dunkleste Raum unserer Wohnung, die ansonsten sehr hell ist.

image

So sah der Raum aus… Dann haben wir ein Bett in Queensize, was grösser als französisches Bett aber kleiner als ein Doppelbett ist – hineingestellt. Für amerikanische Verhältnisse haben wir eine flache Matratze gewählt – nur doppelt so dick wie unsere alte in Deutschland. Zusätzlich zum Einbauschrank habe ich noch einen grossen Spiegelschrank gebaut – Frau braucht schließlich Platz für ihre Klamotten – ausserdem macht er den Raum grösser. Und so sieht das Resulat jetzt aus:


image

Das Beste ist, dass ich vom Bett aus, nach draußen schauen kann, durch mein Efeu bewachsenes Fenster kann ich dann mehr Squirrels sehen…

image

Ob die Positionierung des Betts eine gute Idee war, werde ich im Winter feststellen? Wir hören ständig „Winter is coming“ (no problem we have HBO).

Fun fact: wir haben eine Schlagbohrmaschine gekauft, um Löcher zu bohren und die Möbel zu befestigen. Dann haben wir festgestellt, dass die Wände so dünn sind, dass wir die Dübel so in die Wand schlagen können. Ok Knut kann die so in die Wand schlagen, bei mir gibt es nur Löcher und die Wand bröckelt? Aber man hat uns versichert, dass unser Haus alt und daher stabil gebaut ist…

Morgen ist schon mein erster Arbeitstag *freu* – ich schicke noch ein letztes Bild, damit ihr glaubt, dass ich in Chicago bin …

image

post

Lebenszeichen


Wir sind gut in Chicago gelandet. Und wenn wir in den letzten Tagen etwas stiller waren, lag das vor allem daran, dass sehr viel zu erledigen war und wir kein richtiges Internet hatten.

Da Ihr sicher furchtbar neugierig seid, schreibe ich einen kurzen Bericht. Es ist gerade 20 nach 8 Uhr, aber ich bin schon totmüde, dem Jetlag sei Dank.

Die Anreise war unkompliziert – mal von Air Berlin, die uns durch Wegnahme des Handgepäcks auf den Hinflug fast den Flieger nach Chicago verpassen ließen und einer holprigen Landung in Chicago, die jemand veranlasste in den Flieger zu kotzen, abgesehen. Die Einreisekontrolle war auch unspektakulär!

Auf unserem aller ersten Spaziergang trafen wir dann auch schon  bekannte Gesichter und dann war es soweit: Wir konnten unsere Wohnung zum ersten Mal sehen.

image

Ich zeige hier mal ein Teaserbild, mehr folgt in den nächsten Tagen und Wochen. Ich nenne sie liebevoll unser Baumhaus, ganz grün, mit wildem Wein bewachsen, umgeben von Bäumen mit ganz vielen Eichhörnchen, Vögeln und Zikaden!

Da die Wohnung (entgegen aller Befürchtungen mancher Herrschaften *Blick zu Knut*) existierte und gross genug war, ging es am nächsten Tag zu Ikea. Meine Kollegen halten mich deswegen jetzt schon verrückt, weil wir mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu Ikea gefahren sind. Eigentlich war es ganz einfach: Red Line – Blue Line und dann 47 Stationen mit dem Bus. Auf dem Rückweg haben wir noch andere Leute getroffen, die das auch machen – alles Ausländer!

image

Ikea war gross und schön und der Service ist super. Man zahlt 30$ und dafür muss man nur die Nummern aufschreiben und andere Leute suchen alles – ja, auch die Teelichter – für einen heraus und für weitere 60$  wird geliefert. Das hat sich bei 80 Paketen ganz gut gelohnt. Ich erzähle besser nicht von den armen Jungs, die dann alles bei uns in den zweiten Stock schleppen mussten. Moderne Ikea-Sklaven.

image

Seitdem bauen wir an unseren Möbeln – hier entsteht gerade ein Lattenrost aus 40 einzelnen  Latten – danke Ikea!!! Und organisieren Dinge, zum Beispiel – Konto eröffnen, Handys mit amerikanischen Simkarten ausstatten, den Baumarkt unsicher machen und und und… Gerade versucht Knut Internet für unsere Wohnung zu besorgen und HBO… 🙂 Game of Thrones – we are coming … Das Problem ist, dass wir extrem unkreditwürdig sind und daher ohne Probleme weder eine Kreditkarte bekommen, noch einen Mobilfunkvertrag und und und… Das heisst, viel Paperwork – aber es läuft.

P.S.: Wer sich wundert, warum ich noch nicht aus dem OI (= Oriental Institute) berichte: So viel gibt es noch nicht zu erzählen. Ich habe schon viele Kollegen getroffen und nette Gespräche geführt. Mein Büro ist noch nicht fertig…. Im OI ziehen gerade alle um. Irgendwie kommt mir das bekannt vor ?

 

post

Farewell

Nun ist es an der Zeit Abschied zu nehmen. Entschuldigt bitte, das wird jetzt ein ziemlich sentimentaler Post. Wer sich nur dafür interessiert, ob unser Container verschollen ist oder welche neuen Visaprobleme wir haben, der kann den ersten Teil überspringen und unten unter Update weiterlesen!

Ja, es war eine Woche voller Abschiede. Das letzte Mal hier, das letzte Mal dies oder das und immer wieder die Frage, was werden wir vemissen? Eigentlich ist die Antwort darauf leicht: Euch werden wir vermissen!
Gestern abend (bis heute morgen) haben wir mit vielen von Euch gefeiert. Und die Tatsache, dass Ihr gekommen seit und dass am Schluss noch welche da waren, die uns beim Aufräumen geholfen haben, dass wir durchdachte Reisegeschenke bekommen haben – und nicht zuletzt, dass die ein oder andere Träne geflossen ist – zeigt uns, was wir hier zurücklassen. Und ich kann nur hoffen, dass sich der eine oder andere über den großen Teich verirrt.
Heute stand dann der Abschied von meiner Familie an. Noch mehr Tränen und ein neues zu Hause für Finni, den Rennmäuserich. Da der im Flugzeug nicht mit darf, weil er Kabel annagen könnte. (Finni gibt an dieser Stelle zu Protokoll, dass er noch nie ein Kabel durchgenagt hat, das war Cera!)

image

Werden wir Münster vermissen? Vielleicht nicht die 1600 Sonnenstunden im Jahr unterbrochen durch lange Regentage, aber ganz sicher den geliebten Wochenmarkt; die nicht endene Quelle für Balkonpflanzen, Blumensträusse, Leckereien und vieles mehr… Auch die 1000 Ecken, an denen man draussen sitzen kann, unsere Lieblingscafes und Restaurants und und und… Das Gefühl wenn man morgens über die Promenade geht und man das Gefühl hat, im Wald zu sein – tausend kleine Dinge halt. 

Wer jetzt „Fahrräder“ denkt – nein, die Münsteraner Fahrradfahrer werde ich als überzeugter Fussgänger nicht vermissen, zumal Chicago als Fahrradstadt der USA gilt. Und auf meine Frage, ob es sich denn lohnt, ein Fahrrad mitzubringen, bekam ich folgenden Antwort: „Hast du ein tolles Fahrrad, dann wird es dir geklaut. Hast du kein tolles Fahrrad, dann kannst du auch hier eins kaufen, das hast du dann wenigstens länger.“ Kommt mir bekannt vor!

image image

Naja und dann stand noch ein Abschied an. Seit 19:30 Uhr besitze ich zum ersten Mal seit 12 Jahren keinen Schlüssel mehr für das Institut für Altorientalische Philologie und Vorderasiatische Altertumskunde. Ich hatte in dieser Zeit vier Wohnungen in Münster, aber immer einen Schlüssel für mein Institut. Ein nicht unbeträchtlicher Teil meines Habes war dort, ebenso wie meine geistige Heimat.

In den letzten Wochen wurde ich häufig gefragt, ob es mir schwerfällt mein Büro aufzugeben. Eigentlich gar nicht – das war schließlich nur mein Arbeitsplatz im großen Ganzen. Richtig schwer fiel es mir, heute den Schlüssel zurückzulassen und damit keinen Zugang mehr zu einem Ort zu haben, der in meinem Leben eine riesengroße Rolle gespielt hat und der ja schließlich auch der Grund ist, warum wir nach Chicago gehen.

Besagter Schlüssel Nr. 24

Besagter Schlüssel Nr. 24

So, nun dem sentimentalen Geschreibe  ein Ende: Wir haben den Tag sehr deutsch beendet – Currywurst beim Currycult, Schärfegrad superscharf – und ich habe mir ein Dirndl gekauft (http://www.esprit.de/damenmode/kleider/hochzeit-feste/zauberhaftes-herzchen-dirndl-075EO1E014_651). Man muss sich schließlich so kleiden, wie das von einem erwartet wird!

Update

Der Container hat es über den großen Teich geschaftt und wurde in Norfolk auf einen doppelcontainerstöckigen Zug. Und er sendet uns aus jeden Bahnhof, an dem der Zug hält ein Update! Momentan ist alles in Porthmouth/Ohio.

Die Greencard geht voran. Die Formulare G-28, I-485, I-765, I-131 und  G-325A sind nun vorausgefüllt und man hat uns gebeten, nun Beweise dafür einzureichen, dass wir verheiratet sind. Nein, sie wollen nicht noch mal unsere internationale Eheurkunde sehen, sondern Hochzeitsfotos, Hochzeitseinladungen, Fotos mit Freunden und Familie oder Urlaubsbilder. Da pflegt man Jahre lang seinen Facebook-Account, damit die alles mitlesen können und dann sowas.

Ich habe mich entschieden, dieses Bild einzureichen: ?

Godzilla, der Überraschungsgast auf unserer Feier

post

Update aus der fast leeren Wohnung

Nachdem es eine Woche sehr ruhig war, hat bei uns der Endspurt Deutschland begonnen. Und da der Blog viele neue Leser gewonnen hat (… Herzlich willkommen!…), gebe ich mal ein Update über viele Dinge.

Visa

Die Wohnung leert sich zusehends

Unsere Pässe sind heil bei uns eingetroffen. Neben Knuts Russlandvisum und meinem Iranvisum prangt nun für drei Jahre die Aufenthaltserlaubnis für die USA und wir haben unbewusst etwas für den Weltfrieden getan.

Zu unserer Überraschung haben wir auch schon den zweiten Schritt für unsere Greencard erfolgreich überstanden. I-140 ist genehmigt und Uncle Sam hat mir damit bescheinigt, dass ich ein Extra Ordinary Researcher bin. ? Das beste daran: wenn wir die nächsten Fragen beantworten, kann Knut relativ unkompliziert seine Arbeitserlaubnisekommen. Neben neuen Fragebögen für das I-485 – wer weiss schon den Geburtsort seiner Eltern??? – wartet nun eine medizinische Untersuchung (I-693) auf uns. Zum Glück ist Knuts Impfpass noch rechtzeitig gefunden worden, sonst wäre er zwangsimmunisiert worden. Impfgegner kommen hier nicht rein, die sind schon da. Ach ja wir müssen unsere Pässe komplett scannen, auch die leeren Seiten ?

Container

Das Verladen auf die Seoul Express verlief scheinbar ebenfalls unkomplizert. Das Schiff hat es immerhin schon bis südlich von Irland geschafft. Und Knut meint um 14:11 Uhr heute schwamm sie noch, beruhigend. Es ist erstaunlich das so ein Schiff nur 18 Knoten, das sind 34 km pro Stunde, fährt. Für die 6300 km nach Norfolk braucht sie dann ca 9 Tage… Wir brauchen nach Chicago nur 9 Stunden.

Wohnung (Deutschland)

Seit unser Container weg ist, wohnen wir in einer fast leeren Wohnung. Das reduzierte Leben ist eigentlich ganz angenehm. Ein paar Polster, eine Playstation mit Diablo 3, das sich erstaunlich gut als Couch-Coop (oder sollte ich Sitzkissen-Coop sagen?) macht, eine Küche, in der man improvisieren muss, da wir nur noch einen Topf haben und keinen Messbecher, sowie ein Schlafzimmer mit einem Kleiderschrank, in dem richtig viel Platz ist. Gut, es wäre schön gewesen, wenn ich nicht schon alle meine Socken, Gürtel und Sporthosen über den großen Teich geschickt hätte. Aber wozu gibt es den Sale?

Naja, und dann kam ich am Wochenende darauf, dass wir noch zu viele Möbel haben. Knut setzte dann alles auf Ebay Kleinanzeigen und was soll ich sagen, zwei Tage später sind wir 95% aller Dinge los. Und die pinken Zettel sind wieder zurück. Diesmal aber ohne Finger weg, dafür mit neuen Besitzern.
The return of the pink Zettel

Sehr anstrengend war, dass seit vorgestern nun der Auszug organisiert werden musste. Knut telefonierte und koordinierte, ich schraubte. Naja, und Knut schleppte und ich putzte. Nun ist die Wohnung wirklich schon sehr leer. Nur das Bett steht noch. Eindeutiger Nachteil: die Dinge haben nun keinen Platz mehr. Fazit wir haben heute schon zwei Mal Knuts Schlüssel gesucht…. Immerhin die Reisekasse füllt sich leicht und die Wohnung wird leer, was will man mehr… Ach ja, ein Nachmieter wäre toll, der die Küche übernimmt!