Entschuldigt unsere lange Stille. Die letzten Wochen vor Weihnachten waren sehr stressig bei uns, so dass erst jetzt ein längerer Bericht folgt. Momentan sind wir auf Langeoog in Deutschland und genießen die Stille und Ruhe, aber der Reihe nach… Ich werde zunächst vom Quarterende, Vorweihnacht in Chicago und dann Erlebnissen in der alten Heimat berichten.
Quarterende
Bevor wir Weihnachtsferien hatten stand erst mal der Semesterabschluss (Quarterende… Wir haben ja drei Semester) an. Das sah so aus. Am Dienstag und Donnerstag wurden Klausuren geschrieben, dann Freitag um Mitternacht mussten die Hausarbeiten eingereicht werden. Ich hatte allen Studenten eine Verlängerung bis Samstag morgen geben. Üblicherweise schreibe sie die Hausarbeit in eben dieser Nacht.? Ich hatte dann bis Montag Zeit 16 Hausarbeiten und 20 Klausuren zu korrigieren. Morgens im Bett zwei, nach dem Duschen zwei und so weiter…
Zum Glück sind meine Studenten genauso nerdig (gibt es den Ausdruck „nerdiger“?) als ich, daher war nicht nur die Qualität sehr gut, sondern auch die Titel „The Monster Paper of Monsters“ oder „Guardians of the Galaxies“… Es gab Referenzen zu Avatar und D&D! Und natürlich viele A-s in der Benotung.
An besagtem Freitag der Hausarbeitenabgabe fand auch die feierliche Zeugnisübergabe statt. Ich durfte in meinem Professorenmantel in unsere Kathedrale einziehen, erst zu Dudelsack, dann zu Orgelmusik, und dabei zusehen, wie unsere Studis zu BAs, MAs und Doktoranden geschlagen wurden (mit einem kleinen Zepter). Wer promoviert bekommt auch den typischem Doktorenmantel. Da ich aus Deutschland natürlich keinen hatte (Muff unter den Talaren und so…), habe ich einfach einen ausgeliehen. Zur Erläuterung. Ich trage unsere Unifarben maroon – black ( das ist nicht pink!!!) und eine Kapuze in blau für (Dr. Phil.) wiederum gefüttert in unseren Unifarben.
Die Abschlussfeier = Convocation war auf jeden Fall sehr feierlich. Ich werde mir auch einen Professorenmantel anschaffen… (68er, ihr könnt mich mal!)
Vorweihnacht in Chicago
Allen Befürchtungen und aller Panikmache zum Trotz war es den ganzen Dezember in Chicago sehr warm. Mit sehr warm meine ich bis zu 20° C! Aber winter is coming❄️❄️❄️ Das trotzdem Weihnachtsstimmung aufkam, lag daran, dass man in ganz Chicago äusserst liebevoll dekoriert hatte. Girlanden, Kränze, Lichterketten… Manchmal kitschig meistens aber wirklich hübsch. Selbst den Weihnachtsmarkt musste man nicht missen.. In Downtown haben sie einfach den gesamten Nürnberger Christkindlmarkt einschliesslich Christkindl nachgebaut.
Das ganze ist ziemlich gut gelungen. Es gibt Glühwein und Bratwurst, es ist voll (nicht Münstervoll sondern extrem voll, so voll, dass es manchmal 10 Min lang einfach nicht weitergeht). Es gibt bekanntes (Leuchtesterne, mit amerikanischen Kabeln *freu*), Steifftiere und Christbaumschmuck aus dem Lauschaer-Glashaus. Im Gegensatz zu uns hängen die Amis aber gerne das an den Baum, was sie am Liebste haben. Da gibt es schon mal Käse oder Weisswurst als Christbaumkugel. Und diese sehr süssen Eulen, von denen nun zwe bei mir wohnen.
Neben dem Weihnachtsmarkt gibt es noch weitere Highlights. Die Fenster des Macy’s, eines edlen Chicagoer Kaufhauses, werden so dekoriert, dass sie eine Geschichte erzählen. Dieses Mal besuchte ein kleiner Junge mit dem Weihnachtsmann die verschiedenen Planeten unseres Sonnensystems….
Ausserdem sind im ganzen Zoo unzählige Lichterinstallationen aufgebaut, so dass man einfach zwischen leuchtenden Giraffen, Fröschen und Ungeheuern spazieren gehen kann… Das ganze ist kostenlos und macht sehr viel Spass. Es gibt auch eine Weihnachts-U-Bahn, aber die habe wir nicht gesehen… Insgesamt kommt gut Weihnachtsstimmung auf.
Wir hatten auch eine Weihnachtsfeier im OI, aber die war eher kurz und unspektaktulär. Es gab einen Ugly-Sweater-Contest, bei dem mein Norweger-Pulli nicht plaziert wurde… Zum Glück, ich mag ihn nämlich. Am Weihnachtsbaum hingen Tontafeln und Tokens!
Ja und dann ging es auch schon zurück auf Besuch in die alte Heimat.
In der alten Heimat … Was anders ist…
Schon in Münster, unserer ersten Station wurden wir häufig gefragt „Ob sich das nicht komisch anfühlt?“ – ehrlich geschrieben, nicht ein bisschen. Es ist schön, Familie, Freunde und alte Kollegen zu sehen. Münster fühlte sich sehr vertraut an. Es war super praktisch sich auszukennen und zu wissen, wo man was kaufen kann… Besonders weil Airberlin unsere Koffer in New York vergessen hatte.
Zwei Dinge fallen auf… Es ist alles super billig. Von Käse, über Kleidung etc. ist alles deutlich billiger als auf der anderen Seite. Dort bekomme ich immer ein schlechtes Gewissen, wenn ich Käse 100 g für 5 $ oder Brot für 6 $ kaufe… Hier ist das einfach deutlich billiger,
Der andere wichtige Unterschied ist, wie ruhig es ist. Damit meine ich nicht nur Langeoog, wo es wirklich sehr ruhig ist, sondern überall. Unsere Wohnung in Chicago ist laut (die Heizung, die Geräte). Autos sind laut, Krankenwagen und Polizei noch viel lauter… Es summt und brummt eigentlich ständig… Hier ist Ruhe, absolute Ruhe… Das ist wirklich schön!
Es gibt Kerzen ohne Duft!!!
Was negativ auffällt… Alle sind deutlich weniger freundlich (im Restaurant, im Kaufhaus, bei Airberlin sowieso), Toiletten kosten Geld und es ist grau. Das Wetter ist soooo grau, das es extrem ist. Ist schwer zu Beschreiben, aber in Chicago ist die Sonne irgendwie viel stärker, geht früher auf und es regnet auch ab und zu, aber dann ist auch gut und die Sonne scheint wieder…
Morgen geniessen wir dann noch unseren letzten Tag auf Langeoog – wir haben sogar einen kleinen Weihnachtsbaum – und dann geht es noch weiter zu Knuts Eltern. Am Montag sind wir dann schon wieder, hoffentlich diesmal mit vollgepackten Koffern (shopping-Rausch), zurück in Chicago!
Knut und ich wünschen allen unseren Bloglesern ganz fröhliche und ruhige Weihnachten!!!