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Farewell

Nun ist es an der Zeit Abschied zu nehmen. Entschuldigt bitte, das wird jetzt ein ziemlich sentimentaler Post. Wer sich nur dafür interessiert, ob unser Container verschollen ist oder welche neuen Visaprobleme wir haben, der kann den ersten Teil überspringen und unten unter Update weiterlesen!

Ja, es war eine Woche voller Abschiede. Das letzte Mal hier, das letzte Mal dies oder das und immer wieder die Frage, was werden wir vemissen? Eigentlich ist die Antwort darauf leicht: Euch werden wir vermissen!
Gestern abend (bis heute morgen) haben wir mit vielen von Euch gefeiert. Und die Tatsache, dass Ihr gekommen seit und dass am Schluss noch welche da waren, die uns beim Aufräumen geholfen haben, dass wir durchdachte Reisegeschenke bekommen haben – und nicht zuletzt, dass die ein oder andere Träne geflossen ist – zeigt uns, was wir hier zurücklassen. Und ich kann nur hoffen, dass sich der eine oder andere über den großen Teich verirrt.
Heute stand dann der Abschied von meiner Familie an. Noch mehr Tränen und ein neues zu Hause für Finni, den Rennmäuserich. Da der im Flugzeug nicht mit darf, weil er Kabel annagen könnte. (Finni gibt an dieser Stelle zu Protokoll, dass er noch nie ein Kabel durchgenagt hat, das war Cera!)

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Werden wir Münster vermissen? Vielleicht nicht die 1600 Sonnenstunden im Jahr unterbrochen durch lange Regentage, aber ganz sicher den geliebten Wochenmarkt; die nicht endene Quelle für Balkonpflanzen, Blumensträusse, Leckereien und vieles mehr… Auch die 1000 Ecken, an denen man draussen sitzen kann, unsere Lieblingscafes und Restaurants und und und… Das Gefühl wenn man morgens über die Promenade geht und man das Gefühl hat, im Wald zu sein – tausend kleine Dinge halt. 

Wer jetzt „Fahrräder“ denkt – nein, die Münsteraner Fahrradfahrer werde ich als überzeugter Fussgänger nicht vermissen, zumal Chicago als Fahrradstadt der USA gilt. Und auf meine Frage, ob es sich denn lohnt, ein Fahrrad mitzubringen, bekam ich folgenden Antwort: „Hast du ein tolles Fahrrad, dann wird es dir geklaut. Hast du kein tolles Fahrrad, dann kannst du auch hier eins kaufen, das hast du dann wenigstens länger.“ Kommt mir bekannt vor!

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Naja und dann stand noch ein Abschied an. Seit 19:30 Uhr besitze ich zum ersten Mal seit 12 Jahren keinen Schlüssel mehr für das Institut für Altorientalische Philologie und Vorderasiatische Altertumskunde. Ich hatte in dieser Zeit vier Wohnungen in Münster, aber immer einen Schlüssel für mein Institut. Ein nicht unbeträchtlicher Teil meines Habes war dort, ebenso wie meine geistige Heimat.

In den letzten Wochen wurde ich häufig gefragt, ob es mir schwerfällt mein Büro aufzugeben. Eigentlich gar nicht – das war schließlich nur mein Arbeitsplatz im großen Ganzen. Richtig schwer fiel es mir, heute den Schlüssel zurückzulassen und damit keinen Zugang mehr zu einem Ort zu haben, der in meinem Leben eine riesengroße Rolle gespielt hat und der ja schließlich auch der Grund ist, warum wir nach Chicago gehen.

Besagter Schlüssel Nr. 24

Besagter Schlüssel Nr. 24

So, nun dem sentimentalen Geschreibe  ein Ende: Wir haben den Tag sehr deutsch beendet – Currywurst beim Currycult, Schärfegrad superscharf – und ich habe mir ein Dirndl gekauft (http://www.esprit.de/damenmode/kleider/hochzeit-feste/zauberhaftes-herzchen-dirndl-075EO1E014_651). Man muss sich schließlich so kleiden, wie das von einem erwartet wird!

Update

Der Container hat es über den großen Teich geschaftt und wurde in Norfolk auf einen doppelcontainerstöckigen Zug. Und er sendet uns aus jeden Bahnhof, an dem der Zug hält ein Update! Momentan ist alles in Porthmouth/Ohio.

Die Greencard geht voran. Die Formulare G-28, I-485, I-765, I-131 und  G-325A sind nun vorausgefüllt und man hat uns gebeten, nun Beweise dafür einzureichen, dass wir verheiratet sind. Nein, sie wollen nicht noch mal unsere internationale Eheurkunde sehen, sondern Hochzeitsfotos, Hochzeitseinladungen, Fotos mit Freunden und Familie oder Urlaubsbilder. Da pflegt man Jahre lang seinen Facebook-Account, damit die alles mitlesen können und dann sowas.

Ich habe mich entschieden, dieses Bild einzureichen: ?

Godzilla, der Überraschungsgast auf unserer Feier

One thought on “Farewell

  1. Liebe Susanne, Lieber Knut,

    habe mit Interesse euer Tagebuch verfolgt. Wünsche euch beiden alles, alles Gute
    in Chicago und bin in Gedanken bei euch.
    Alles Glück, guten Flug und erfolgreichen Start in den USA!!!!
    Vielen Dank auch noch für eure Karte.
    Auf ein glückliches Wiedersehen oder Wiederhören mit euch -irgendwann- irgendwo.
    Ruth

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